Von Schweden nach Deutschland



Mein Name ist Silje und ich bin gebürtige Schwedin. Ich habe vor zwei Jahren an einem Schüleraustausch während meiner Ausbildung teilgenommen und habe mich sofort in Deutschland verliebt.  In Schweden habe ich 200 km von der Hauptstadt Stockholm entfernt gewohnt. Die Distanzen in meinem Heimatland zwischen Städten sind so riesig, dass ich es nicht verstehen kann, wenn sich in Deutschland Leute beschweren, dass sie einen Arbeitsweg von einer halben Stunde haben! Das ist bei uns im Norden Normalität.

Auch die medizinische Versorgung und das Bildungsangebot sind sehr gestreut. Kinder haben einen Schulweg von einer Stunde. Bei Notfällen fliegt meist ein Rettungshubschrauber los, weil es mit dem Krankenwagen zu lange dauert.
In Deutschland besuche ich jetzt Kurse, damit meine Ausbildung in Schweden, als Kinderkrankenschwester, auch anerkannt wird. Vormittags bin ich in einer Berufsschule, nachmittags zum Praktikum in der Kinderklinik in Freiburg. Da bleibt kaum Zeit zum Luft holen oder um die Wohnung einzuräumen.

In meiner Ein-Raum-Wohnung gibt es bis jetzt nur ein Bett, Schrank und eineHolzjalousie. Das soll sich bald ändern. In meinem Deutschkurs, den ich einmal in der Woche abends besuche, habe ich eine nette Polin kennen gelernt, die mit mir nächste Woche mal in die Baumärkte und Geschäfte fahren will. Sie ist schon 50 Jahre alt und vor zwei Monaten nach Deutschland gekommen. Trotz der kurzen Zeit spricht sie schon sehr gut Deutsch. Ich glaube sie hat schon oft hier als Saisonkraft gearbeitet. Oder sie wohnt sehr nah an der Grenze? Jedenfalls freue ich mich, dass sie mit mir gemeinsam unterwegs sein wird.

Die Holzjalousie
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Wohnst du noch?

Ich habe mich richtig auf diese Woche gefreut. Der zweite Deutschkurs ist vorbei, dass heißt die Hälfte habe ich schon geschafft. Jetzt muss ich nur noch zweimal 40 Unterrichtseinheiten hinter mich bringen. Das ist gar nicht so einfach. Aber umso länger ich lebe, desto schneller merke ich mir Vokabeln oder Redewendungen. Egal wo: Ob beim Einkaufen, im Bus oder einfach wenn ich auf ein Amt gehen muss.

Aber es gibt auch noch einen anderen Grund: Agneszka aus dem Deutschkurs holt mich gleich von meiner Wohnung ab und fährt mit mir in verschiedene Möbelgeschäfte. Ich warte schon seit fünf Minuten ungeduldig an meinem Fenster und lasse nervös die Holz Jalousie hoch und wieder runter. Mein Handy klingelt und enttäuscht denke ich schon, dass sie es heute nicht schafft. Aber sie ruft an, weil sie sich verfahren hat und fragt ob wir uns auf dem Markt treffen können. Puh, da bin ich aber erleichtert. Schnell lasse ich meine geliebtHolzjalousie aus Schweden nach unten sausen, schließe ab und laufe zum Markt.

Im Möbelgeschäft angekommen, fühle ich mich gleich wie zu Hause. Scheinbar geht der Trend hin zu Holzmöbeln. Es gibt alles was mein Herz begehrt und sogar in meiner Lieblingsfarbe weiß. Eigentlich ist weiß ja gar keine Farbe. Aber in den dunklen Monaten in Schweden, sind helle Möbel viel besser fürs Gemüt als dunkle Lackierungen. Auch wenn rot lackierte Fronten auf den ersten Blick viel moderner aussehen. Aber da bleibe ich dem nordischen Stil treu und kaufe alles aus weißem oder leicht grauem Holz, das aussieht, als wenn die Farbe abblättern würde.

Klein-Schweden mitten in Freiburg

Ich konnte es gar nicht erwarten, bis wir endlich wieder in meiner Wohnung waren. Ich bin sehr froh, dass Agneszka mir beim Tragen geholfen hat! Ich wohne zwar nur im ersten Stock, aber die Regale, Schränke, Bettwäsche und andere Artikel tragen sich nicht von alleine hoch.

Für die richtig schweren Sachen habe ich Träger angestellt. Meine Waschmaschine habe ich im Laden gekauft und vereinbart, dass sie mir angeschlossen wird. Das kostet in Schweden nichts und gehört zum Service, hier leider nicht.

Wenn ich bedenke, dass ich mir noch eine Küche hätte kaufen sollen, wäre ich jetzt bestimmt arm und wieder zurück in Schweden. Aber zum Glück hat der Vermieter mit sich reden lassen. Bestimmt nur, weil seine Tochter ein Austauschjahr in Norwegen macht und er denkt, ich komme auch aus Norwegen.

Mit dem Aufbau der Möbel war ich nach einer Woche fertig. Nach und nach habe ich es mir schön Schwedisch eingerichtet. Auch wenn es mir in Deutschland sehr gut gefällt, ein bisschen Heimweh habe ich doch, deshalb auch typisch schwedische Möbel – Hauptsache Holz! Besonders gut gefällt mir mein Wohn- und Schlafzimmer. Ich habe für das Zimmer zwei neue Holz Jalousien gekauft. Die alte Holzjalousie, die aus Schweden, hängt ab jetzt in der Küche, dort gibt es nur ein Fenster. Außerdem habe ich meine Schlafcouch mit vielen hellblauen und gelben Kissen dekoriert und davor einen cremefarbenen Teppich gelegt. Meine Bücher finden jetzt alle im Regal Platz und die Kisten können endgültig weggeworfen werden. Wenn es draußen dunkel wird, dann schließe ich meine Holzjalousien und freue mich, dass ich es jetzt so schön gemütlich habe!